Nachruf Ani (Steffi)

Nachruf Ani

I. Der Weg der Kämpferin

Der letzte Tropfen Pipi war gerade in die frisch gemähte Sommerwiese gefallen. Du machtest dich bereit – wie jedes Mal nach dem Pinkeln. Erwartungsvoll wartetest du noch unser Lob ab, welches ursprünglich dazu diente dich stubenrein zu bekommen und mittlerweile ein Brauch geworden war. Dann endlich war dein Moment gekommen. Dein ohnehin schon strahlendes linkes Auge, welches wie der Vollmond in einer eiskalten klaren Winternacht in deinem dunklen weichen Fell prangte, blitzte auf. Du nicktest uns kurz zu, dass es jetzt losging und schon sprangst du in großen Sätzen nach vorne und ranntest in aufgewirbeltem Staub und Grashalmen los. Du ranntest los und wir sollten dir folgen und mit dir laufen. Und wir wollten mit dir laufen. Wir liefen gemeinsam – nein, wir tanzten – wir tanzten gemeinsam in der Sonne, im Gras, im Moment. Wir tanzten voller Lebensfreude trotz deiner weit vorangeschrittenen tödlichen Krankheit. Wir tanzten voller Lebensfreude wegen deiner weit vorangeschrittenen tödlichen Krankheit. Wir bejubelten, dass du noch da warst und taumelten im Rausch der Lebendigkeit über die Felder. Du bewegtest dich ganz unbeschwert trotz des großen Tumors in deinem Kopf. Du bautest kraftvoll und spielerisch unvorhersehbare Richtungsänderungen in deinen Sprint ein und strahltest uns anschließend schwanzwedelnd an während man dir in der Klinik die Lebensqualität absprach. Du warst eine echte Kämpferin. Du warst Ani (rumänischer Name, Bedeutung: Kämpferin) aka „Animaus“ aka „unsere kleine rumänische Prinzessin“.

II. Drei Engel für Ani

Du fandest drei liebevolle Freundinnen an deinem Arbeitsplatz in der Tierarztpraxis, die dich in ihr Herz schlossen. Ramona, eine Art Hundeschamanin, die dich sofort kennenlernen wollte und immer bereit war medizinisch zu unterstützen. Steffi, dein Wing-Girl, die dich nach Feierabend gerne auf deinen Wegen zum Auto begleitete. And last but definitely not least: Leonie, deine BFF, deren Gesicht schon strahlte wie die Sommersonne, wenn sie dich sah und dich aus der Tiefe ihres Herzens mit „Anischatz“ begrüßte.

III. Ein neuer Stern

Am Morgen des 13.11.2022 war dein letzter Spaziergang mit uns. Seit dem Abend dieses Tages läufst du über die endlosen Wiesen hinter der Regenbogenbrücke – ohne Tumor, ganz frei von einem kranken irdischen Körper. Lauf frei und wild, liebe Animaus.

Meike & Samuel Schneider